Sonntag, 15. Januar 2012

Ein langjähriger Gehilfe Erich Ludendorffs - Nach der Blomberg-Fritsch-Krise ging er zur Waffen-SS

Karl von Treuenfeld - Adjutant Erich Ludendorffs, Beauftragter in heikelsten Missionen bei Adolf Hitler
- General der Waffen-SS ab 1941

Die Generalstabsoffiziere des alten deutschen Heeres haben sich in den Augen Erich Ludendorffs in der Umbruchszeit der Revolution von 1918 in ihrer Mehrheit menschlich nicht bewährt. Als eine der wenigen Ausnahmen benannte Ludendorff in seinen Lebenserinnerungen Karl von Treuenfeld (1885-1946) (Wiki, engl, Geneanet). Ob Erich Ludendorff dieses Urteil nach 1945 aufrecht erhalten hätte? Hat sich Karl von Treuenfeld auch noch nach dem Tod Erich Ludendorffs menschlich bewährt? Als er SS-General wurde?

Er hat als langjähriger Mitarbeiter und Adjutant von Erich Ludendorff bis zum Tod des letzteren im Dezember 1937 heikle Missionen gegenüber Adolf Hitler selbst und zahlreichen Ministern der Hitler-Regierung durchgeführt (gegenüber Blomberg, Goebbels, Göring und anderen). Mit Adolf Hitler hatte er - im Auftrag Ludendorffs - im Jahr 1937 drei persönliche Gespräche. Nach dem Tod Ludendorffs trat von Treuenfeld in die SS ein und wurde dort bis zum General befördert. Er war dort in zahlreiche Geschehnisse verwickelt, wodurch die Bewertung seiner Person heute als sehr umstritten gelten muß. Da er an die Russen ausgeliefert werden sollte, hat er sich am 7. März 1946 in Stadtallendorf in amerikanischer Kriegsgefangenschaft erhängt. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Was für ein Weg aus der vornehmen Jugend der Kaiserzeit in ein amerikanisches Generalslager in Hessen im Jahr 1946.

Abb. 1: Erich Ludendorff im Gespräch mit Blomberg und Fritsch - links im Hintergrund Karl von Treuenfeld in der Uniform der Totenkopf-Husaren, 9. April 1935

Fischer von Treuenfeld - Eine preußische Beamtenamilie

Die Familie Fischer stammte ursprünglich aus dem Harz. 1788 sind vier Brüder dieser Familie, nämlich der königlich preußische Kriegs-, Domänen- und Forstrat Daniel Fischer, sowie seine Brüder, der Pfarrer Franz Fischer, der königlich preußische Justizamtmann und Kommissionsrat Christian Fischer und der Ratsherr und Arzt Dr. med. Eberhard Fischer geadelt worden. Sie nannten sich nun "von Fischer". 1846 wurde ihr Familienname umgewandelt in "von Fischer-Treuenfeld" (Wiki). Der Vater von Karl von Treuenfeld war der Korvettenkapitän Felix von Fischer-Treuenfeld (1842-1923)(Geneanet). Dieser war Reichskommissar bei den Seeämtern in Flensburg und Tönning, deshalb ist Karl von Treuenfeld 1885 auch in Flensburg geboren worden. Dessen Vater stammte aus einer kinderreichen Familie in Naumburg und war zuletzt in beratender Funktion tätig in der Provinzverwaltung in Posen tätig. Felix wurde 1803 in Posen geboren und starb in Naumburg. Die Mutter hinwiederum, Emma, geborene Harms (1851-1919) und stammte aus einer Lübecker Kaufmanns- und Senatorenfamilie.

Karl von Treuenfeld hatte einen zehn Jahre älteren Bruder und drei ältere Schwestern. Der zehn Jahre ältere Bruder war der Rechtsanwalt Gottfried Felix von Fischer-Treuenfeld (1875-1944)(Geneanet), der in Stolp in Pommern gelebt hat und am 1. April 1944 in Danzig gestorben ist (14). Dieser hatte acht Kinder, fünf Söhne und drei Töchter. Der älteste Sohn Jobst von Treuenfeld (1918-2006) (Geneanet) hat sich bis an sein Lebensende für seine Heimat Pommern eingesetzt und in der "Pommernhilfe" engagiert (GB). Dies tat ebenfalls seine jüngste Schwester Isabel, verheiratete Sellheim (geb. 1929 in Stolp, gest. am 30. Juli 2018 ebenda)(Wiki, Geneanet), die sich in rühriger Tätigkeit bis zum Jahr 2018 als Heimatforscherin ihrer Heimatstadt Stolp sehr verdient gemacht hat (26). 

Der Onkel von Isabell Sellheim nun, Karl von Treuenfeld, hatte im Ersten Weltkrieg im Hauptquartier im Osten und im Großen Generalstab unter Ludendorff gearbeitet. Er hatte dort unter anderem Ausbildungsvorschriften zusammengestellt (1). In den Jahren 1919 und 1920 wohnte Erich Ludendorff in der Wohnung der Schwiegermutter Karl von Treuenfelds, nämlich von Maria-Louisa von Düring, verheiratete Newman (Geneanet), in der Viktoriastraße in Berlin-Tiergarten.

Mit seiner aufsehenerregenden Uniform der Totenkopfhusaren hat Treuenfeld Erich Ludendorff bis zu dessen Lebensende Adjutantendienste geleistet. So an dessen siebzigsten Geburtstag anläßlich des Besuches von Blomberg und Fritsch am 9. April 1935 in Tutzing (Abb. 1). Und so auch in ernsteren Auseinandersetzungen Ludendorffs mit Hitler, Goebbels, Göring und der Wehrmacht-Spitze. Ein Dienst also, den man bestimmt nicht immer als ungefährlich betrachten konnte. War es doch auch von Treuenfeld, der persönlich an Goebbels eine Forderung auf Pistolen von Seiten Ludendorffs überbrachte (2). (Die Details zu all dem sind noch nach und nach nachzutragen.)

Nach 1914 - Generalstabsoffizier, Freikorpsführer


Karl von Treuenfeld ging in Flensburg zur Schule. Ostern 1898, also mit 15 Jahren, trat er in preußische Kadettenschule in Plön ein. Im August 1904 wurde er mit 19 Jahren Leutnant und trat damit in die preußische Armee ein. Er diente für zwei Jahre als Artillerieoffizier, 1906 wurde er zur Kavalerie versetzt und diente bis 1910 dann beim 1. Leib-Hussaren-Regiment in Danzig-Langfuhr (Wiki). Dieses Regiment sollte ein Jahr später den Kronprinzen Wilhelm zum Kommandeur erhalten, deshalb trugen Treuenfeld und Kronprinz Wilhelm dieselbe Totenkopf-Husaren-Uniform. Bis 1914 war Treuenfeld dann Schüler der Kriegsakademie in Berlin (womöglich zeitweise auch schon unter Ludendorff?) (Geneanet):
Im Juli 1914 wurde er zu einer Aufklärungs-Mission in das nördliche Belgien entsandt, in die Gegend von Namur und Lüttich. Nachdem der Krieg erklärt worden war, kehrte er als Adjutant zur Leibhusaren-Brigade zurück. Während des Krieges wurde er 1914 nahe Hollebeke in Flandern schwer am Kopf verletzt, als es ein Unfall mit seinem Fahrzeug gab. (...) Ihm wurde das Eiserne Kreuz zweiter Klasse verliehen. Ein weiteres mal wurde er im Juni 1915 an der Ostfront nahe Gumboki durch ein russisches Schrapnell verwundet. Nach seiner Wiederherstellung wurde er im Dezember 1915 in den Generalstab überstellt und diente später im Stab von General Erich Ludendorff.
Als einen seiner Mitarbeiter erwähnt Ludendorff Treuenfeld 1919 auch in seinen Kriegserinnerungen (S. 14):
Ich hatte noch viele andere treue Mitarbeiter in meinem Stabe, ich nenne die Obersten v. Tieschowitz und v. Mertz, die Majore v. Waldow, Crantz, v. Harbou, Hofmann, Bartenwerffer,  Muths, die Hauptleute Wever, Gabriel, Geyer, v. Fischer-Treuenfeld, v. Goßler, v. Poseck und andere mehr. 
Und weiter (Geneanet):
Im März 1916 erhielt er das Eiserne Kreuz erster Klasse verliehen und nach der Einnahme der rumänischen Erdölfelder im Dezember 1916 wurde ihm von Ludendorff die Aufgabe übertragen, die Erdölförderung wieder in Betrieb zu nehmen.

Und (Preradovic, S. 115)
Im Sommer 1917 hielt er Kaiser Wilhelm ...
Und weiter (Geneanet):
1917 schrieb er ein Buch über die taktischen Erfordernisse moderner Kommunikationsmittel und nahm 1917 bis 1918 an einem entsprechenden Kurs für Kommandeure und Generalstabsoffiziere teil. Im Januar 1918 wurde er als Stabsoffizier der 232. Infanterie-Division zugeteilt und nahm im Rahmen derselben an der letzten deutschen Offensive an der Westfront teil. Im Mai 1918 erheilt er das Ritterkreuz der Albert-Medaillie mit Schwertern. Im Juli erhielt er das Ritterkreuz der Hohenzollern mit Schwertern und er beaufsichtigte dann die Organisation des Grenzschutzes gegen tschechoslowakische Einfälle entlang der schlesischen Grenze.

1917 - Die Hamburger Unternehmer-Familie Newman


Abb. 2: Maria Newman, geb. von Düring um 1910
Inzwischen hatte Karl von Treuenfeld in Hamburg seine nachmalige Ehefrau Eleonore Newman (geb. 1901) aus der Hamburger Familie Newman kennengelernt. Sie war gerade erst 18 Jahre alt geworden. Ihr Vater stammte aus einer in England seit Generationen hoch angesehenen Kaufmanns-Familie. Ihr Großvater Newman war um 1840 als junger Mann nach Hamburg gekommen und hat dort in die jüdische Bankiers-Familie Hesse eingeheiratet (25, S. 11). Somit war ihr Vater - nach der späteren Terminologie des Dritten Reiches - "Halbjude", sie selbst war "Vierteljüdin".

Ihr Vater hat als Hamburger Großkaufmann, Bankier und Getreidehändler als erster die Sojabohne in Hamburg eingeführt. Als großer Liebhaber der Kunst wurde er Kunstmäzen. In seinem Haus verkehrten Schriftsteller und Maler. Er hat die Hamburger Kaufmannstochter Maria von Düring geheiratet. Diese ist 1910 von dem Maler Max Liebermann als elegante Dame gemalt worden. Sie mochte das Bild selbst aber nicht und man möchte es auch nicht als sehr gelungen bezeichnen, zumal eine zeitgleiche Fotografie von ihr (Abb. 2) viel eindrucksvoller erscheint (25, S. 41).

Abb. 3: Eleonore Newman
Eleonore hatte eine neun Jahre ältere Schwester, einen sechs Jahre älteren, sowie einen sieben Jahre jüngeren Bruder. Trotz der englischen Verwandtschaft unterstützte ihr Vater ab 1914 uneingeschränkt die deutsche Kriegsführung. Ihr älterer Bruder Henry Hartwig ist schon im Dezember 1914 als 19-Jähriger in Südpolen gefallen (Geni). Ihr Vater organisierte 1915 auf eigene Kosten einen voll ausgestatteten Lazarettzug, mit dem er zur Unterstützung nach Bulgarien fuhr. Seine Frau fuhr als Krankenschwester mit. Ihr Vater nahm öffentlich in Fragen der politischen Kriegsführung Stellung und sprach sich dabei für den uneingeschränkten U-Bootkrieg aus. Dieser Zeitungsaufsatz wurde auch Erich Ludendorff vorgelegt. Im September 1916 schrieb Detlev Graf von Moltke, der Flügeladjutant des Kaisers, an ihren Vater (zit. n. 25, S. 58):
„Sehr geehrter Herr Newman! Ihr Artikel hat bei verschiedenen kompetenten Herren Kunde gemacht und wurde vor kurzem Ludendorff vorgelegt. Man scheint nicht abgeneigt zu sein, eine U-Verschärfung eintreten zu lassen, aber erst muß Rumänien abgetan werden. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau  Gemahlin und seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem ergebenen Moltke.“
Vielleicht haben diese Aktivitäten dazu beigetragen, daß Karl von Treuenfeld als Mitarbeiter Erich Ludendorffs in Bekanntschaft mit der Familie Newman gekommen ist. Der Vater ist dann im Februar 1917 mit 49 Jahren sehr plötzlich gestorben. Newman war inzwischen so angesehen, daß der deutsche Kaiser, der Zar von Bulgarien, sowie Hindenburg und Ludendorff kondolierten (25, S. 61). Weiter ist zu erfahren (25, S. 62):
Die Witwe Maria Newman verkaufte 1917 das Haus Fontenay 7 und zog nach Berlin in die Wohnung in der Victoriastraße 26a. Die Villa auf dem Sunderberg in Hittfeld (bei Hamburg) behielt sie als Sommerhaus.
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März 1919 - Eine Wohnung in Berlin-Tiergarten für das Ehepaar Ludendorff


Da nun Erich Ludendorff und seine Frau im März 1919 in Berlin ohne Wohnung waren und im Hotel Adlon lebten, bot Karl von Treuenfeld ihnen die Wohnung seiner - künftigen - Schwiegermutter Newman in der Viktoriastrasse in Berlin-Tiergarten an. In den Erinnerungen von Margarethe Ludendorff heißt es darüber (Margarethe Ludendorff, 1929, S. 270, engl.):
Man machte uns auch sonst im Hotel das Leben so angenehm wie möglich, und das war in der damaligen Zeit, wo fast jeder Tag neue Überraschungen - politisch oder wirtschaftlich - brachte, nicht so leicht. Trotzdem empfanden wir es bitter, daß wir keine eigene Häuslichkeit hatten und ein Nomadenleben führen mußten. Rittmeister v. Treuenfeld, der zum Stabe der Obersten Heeresleitung gehört hatte und unsere Sehnsucht nach einer eigenen Wohnung kannte, bot uns die Etage seiner Schwiegermutter in der Viktoriastraße an. Liebenswürdig versuchte er uns klar zu machen, daß wir seiner Schwiegermutter und ihm einen Gefallen täten, wenn wir das Anerbieten annähmen. Sie habe ohnedies die Absicht, in eins ihrer Landhäuser bei Hamburg überzusiedeln, da sei es ihr eine große Beruhigung, wenn ihre Wohnung mit den vielen Kunstwerken nicht ohne Aufsicht bliebe. Ihm selbst sei der Gedanke, daß wir gezwungen wären, auf Reisen und in Hotels zu leben, unerträglich, und er würde sich aufrichtig freuen, wenn er uns ein Heim verschaffen könne. So der Rittmeister. Als wir seine Schwiegermutter kennen lernten, und sie in herzlicher, gütiger Weise sein Anerbieten bestätigte, zogen wir nach einiger Überlegung in die Viktoriastraße. Die Etage am Tiergarten, im schönsten Teil von Berlin gelegen, war geräumig und prachtvoll eingerichtet. Sie glich einem kleinen Privatmuseum und enthielt Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert. Gemälde von Cezanne, Manet, van Gogh, Corrot, Degas und Liebermann waren vertreten, und hervorragend schöne Kunstgegenstände aller Art in geschmackvoller Anordnung zierten die Wohnung. ...
In der Wohnung in der Viktoriastraße im Tiergarten fand ein nicht unbeträchtlicher Teil der politischen Vorbereitungen des Kapp-Putsches vom März 1920 statt. Darüber wird in den Lebenserinnerungen von Margarethe Ludendorff recht anschaulich berichtet. Ob es nun geheimdienstlich arbeitende Hintergrundkräfte gegeben hat, die darauf hinwirkten, daß dieses Wohnungsangebot an Ludendorff gemacht worden ist, um ihm eine Wohnung zur Verfügung zu stellen, in der seine Aktivitäten leicht überwacht und ausgehorcht werden konnten, muß an dieser Stelle dahin stehen. Auszuschließen ist diese Möglichkeit wohl keineswegs.

Karl von Treuenfeld und Eleonore Newman heirateten am 5. Juni 1919 in Hamburg-Hittfeld. Karl von Treuenfeld übernahm in diesen unruhigen Zeiten der Vorbereitung des Kapp-Putsches und später des Hitler-Putsches die Führung von Reichswehr- und/oder Freikorps-Einheiten in Hamburg (Preradovic, S. 115):
Er hatte die Aufgabe, geheime KP-Nester aufzuspüren und unschädlich zu machen. Am 31. März 1920 wurde Karl v. Fischer-Treuenfeld auf eigenen Wunsch als Major verabschiedet. Auch als Zivilist hielt er den Kontakt zum Reichsheer. (...) Von 1920 bis 1933 war er Major a. D..
Und (Geneanet):
Am Ende des Krieges war Treuenfeld zunächst in Ostpreußen demobilisiert worden (vermutlich in Danzig-Langfuhr). Er arbeitete dann in der Wirtschaft und im Güterimport nach Deutschland. Dabei stand er immer noch mit der Reichswehr in Verbindung und war der Kommandeur von militärischen Einheiten in der Gegend von Hamburg.
1921 kam das erste Kind des Ehepaartes von Treuenfeld zur Welt, Hannelore. 1922 stellte Ludendorff Treuenfeld in Bayern Adolf Hitler vor (Preradovic, S. 115):
Vom Ersten Weltkrieg her war er mit General Ludendorff bekannt. Durch dessen Vermittlung lernte ...
Am 15. Januar 1923 kam der Sohn Karl-Hartwig in Hamburg zur Welt (Der "Gotha", 1930). Im Jahr 1923 sollte Fischer-Treuenfeld dann - nach den gemeinsamen Planungen der Putschisten - als Leiter der "Völkischen Verbände" von Hamburg und Umgebung bei einem Münchener Erfolg des Hitlerputsches auf Berlin marschieren. Treuenfeld hielt die Verbände seit Ende Oktober zunächst alarmbereit, sodann ab 6. bis 10. November 1923 abmarschbereit (Hasis, 2002).

Adjutanten Ludendorffs in den frühen 1920er Jahren

Ludendorff hatte in den 1920er Jahren verschiedene Personen, die für ihn "Adjutantendienste" leisteten. Er schreibt in seinen Lebenserinnerungen über die ersten Jahre seiner Münchener Zeit (1920 bis 1923) (14, S. 155):
Der Besuch der zahlreichen Veranstaltungen in München war mir dadurch erleichtert, daß mir von dem Kommandeur der Sicherheitpolizei, bald hieß sie Schutzpolizei, Oberst von Seisser, einemfrüheren Generalstabsoffizier, ein Kraftwagen der Polizei für diese Zwecke zur Verfügung gestellt wurde. Mich begleitet zu ihnen "als mein Adjutant" Oberleutnant v. Grolmann. (...) Er hatte den Abschied aus der Schutzpolizei Berlin infolge seiner Haltung in den Kapptagen erhalten und war nun auf meine Befürwortung hin bei der Schutzpolizei in München angestellt. Es war mir angenehm, bei den Veranstaltungen einen Gehilfen an meiner Seite zu haben, der auf manches Bedacht nahm, was mir gegenüber von den Veranstaltern zu berücksichtigen war.
Ob es sich bei diesem von Grolman um den späteren ersten Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (Wiki) gehandelt hat oder um einen etwa gleichaltrigen Verwandten, muß einstweilen offen bleiben. Zu den Personen, die in jener Zeit Adjutantendienste bei Ludendorff leisteten gehörte auch der schon in einem anderen Beitrag erwähnte Freiherr Karl von Eberstein (1894-1979)(Wiki), der Polizeipräsident von München des Jahres 1938.

1927 - Einweihung des Tannenbergdenkmals

Im August 1927 war Karl von Treuenfeld Adjutant Ludendorffs bei der Einweihung des Tannenbergdenkmals in Ostpreußen. Mathilde Ludendorff berichtet darüber in ihren Lebenserinnerungen (1967, S. 176):
Im ersten Wagen saßen Hindenburg und der kleine General Kahn, im zweiten Wagen Ludendorff mit seinem Adjutanten von Treuenfeld.

1929 - Konkurs der Importfirma


Im Jahr 1929 machte die Importfirma von Fischer-Treuenfeld Konkurs. 1939 schrieb er dazu in einem Lebenslauf, daß "der Haß jüdischer und freimaurerischer Wirtschaftskreise" sein Scheitern verursacht habe (Cüppers, 2005). Wie viele Adlige trat Treuenfeld nach 1933 zwar nicht der NSDAP, dafür aber der Reiter-Staffel der SS bei, was für ihn als ehemaliger Husar naheliegend war.

1935 - 70. Geburtstag Erich Ludendorffs


Am 9. April 1935 leistete von Treuenfeld am 70. Geburtstag Erich Ludendorffs in Tutzing Adjutanten-Dienste (s. Abb. 1). Vermutlich war er auch in die Vorbereitungen dieser Ereignisse involviert.

In den Tagebüchern von Joseph Goebbels ist Treuenfeld erwähnt im Eintrag für den 12. Dezember 1936 und den 22. Januar 1937 (GB).

1937 - Drei persönliche Gespräche mit Adolf Hitler als Abgesandter Erich Ludendorffs

Der damalige regierende Bürgermeister von Hamburg, Carl Vincent Krogmann, schrieb am 28. Februar 1938 in sein Tagebuch (15, zit. n. 16):
Gefrühstückt im Hotel Vier Jahrezeiten mit Herrn von Treuenfeld aus Berlin. Er erzählte mir u. a., daß er auf dem Wege über Blomberg die Aussprache des Führers mit Ludendorff vermittelt habe. Dieses wäre außerordentlich schwierig gewesen, da man es mit allen Mitteln habe verhindern wollen. Es wäre schließlich nur dadurch gelungen, daß außer Blomberg, dem Führer, Ludendorff und ihm, von Treuenfeld, keiner Kenntnis von der Absicht gehabt habe, auch die nähere Umgebung des Führers nicht.

Er könne mir über die Einzelheiten dieses Gesprächs nichts sagen, nur so viel, daß eine zweistündige Aussprache unter vier Augen stattgefunden habe und eine vollständige Klärung aller Fragen erfolgt sei. Die Aussprache habe im Generalkommando in München stattgefunden, auch dieses wäre bisher nicht bekannt geworden, die Aussprache wäre außerordentlich freundschaftlich verlaufen. Anschließend an die Aussprache unter vier Augen wären dann Blomberg und er noch hinzugezogen worden.

Nach der Aussprache wäre dann ein erneuter Versuch gemacht worden, Ludendorff und den Führer auseinander zu bringen, und zwar wäre ein gefälschter Brief, den Ludendorff angeblich nach Österreich geschrieben habe und in dem vor einem Bündnis zwischen Italien und Deutschland gewarnt würde, in die Hände von Mussolini gespielt worden. Die Italiener hätten sich geweigert, das Original herauszugeben, und hätten nur eine Photokopie gesandt, aus welcher die Fälschung klar hervorgeagngen wäre (...). Der Führer habe daraufhin die Abberufung des italienischen Botschafters in Wien verlangt, dieses ist dann auch sofort erfolgt. Der Führer sei sich klar darüber, daß der nicht der Hauptschuldige gewesen ist, aber die Hintergründe wären wohl kaum aufzudecken. Bis zu dieser Klärung wäre natürlich wieder eine Spannung entstanden, die aber Gott sei Dank noch vor dem Tode von Ludendorff hätte wieder beseitigt werden können.

Für ihn, Treuenfeld, wäre dieses Gefühl, den Ausgleich herbeigeführt zu haben, eine sehr schöne Genugtuung. Er habe dreimal im letzten Jahre mit dem Führer in diesen Fragen unmittelbar verhandelt.

Über Blomberg war er sehr traurig und sagte, er müsse wohl mit seinen Nerven vollständig fertig gewesen sein. Dieses hätte ihm ein Herr im Kriegsministerium bestätigt, der dem Generalfeldmarschall unmittelbar Vortrag gehalten habe.

Über den Generaloberst von Fritsch sagte er mit der Bitte um äußerste Verschwiegenheit, daß der wahre Grund § 175 sei und daß das ganze Material über Blomberg und Fritsch dem Führer vom Reichsführer SS vorgelegt sei.

Über von Brauchitsch äußerte er sich anerkennend, die Personalabteilung hätte der Bruder von Keitel bekommen, der Generalstabschef Beck wäre geblieben, das Gerücht, daß er fort wäre, sei falsch. Von Treuenfeld gehört zu den vier ehemaligen Generalstabsoffizieren der alten Armee, die an den großen Generalstabsreisen als Gäste teilnehmen.
Franz von Bebenburg schrieb dazu (16, S. 312):
Daß v. Fischer-Treuenfeld sich ein Jahr später noch befriedigt zeigte, an der Vermittlung der Aussprache mitgewirkt zu haben, erklärt sich u.a. auch aus seiner persönlichen Lage. Er hatte sich als Offizier reaktivieren lassen, aber seine Verehrung Ludendorffs stand zwischen ihm und seinen Vorgesetzten und Kameraden; das führte (z.T. schon wegen der christlichen Einstellung der Offiziere) zu Spannungen. Treuenfeld durfte deshalb hoffen, daß sich die Aussprache Hitler-Ludendorff auf seine berufliche Sphäre günstig auswirken werde, wenn Ludendorff nun nicht mehr als Staatsfeind bezeichnet werden konnte.

1937 - "Canossagang Hitlers bei Ludendorff"?


[Ergänzung 28.11.2019] 1983 erschien eine Rekonstruktion der "Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP" (19). In ihr sind die Inhalte von Akten zusammen gefaßt, die im Zusammenhang mit der Ludendorff-Landesverrats-Affäre des Sommer 1937 entstanden sind (20). Der Parteiangehörige Fritz Meier in Isselhorst in Westfalen hatte im Juni 1937 Gerüchte über Vorwürfe des Landesverrates gegen Erich Ludendorff, die innerhalb der NSDAP umgingen, an Ludendorff-Anhänger weitergegeben und diese hatten sie an Erich Ludendorff selbst weiter gegeben (20). Dies hatte nachteilige Folgen für den genannten Fritz Meier innerhalb der Partei, wogegen Erich Ludendorff bei Adolf Hitler persönlich scheint vorgegangen zu sein, und wobei einmal erneut auch Karl von Treuenfeld eingebunden war. Es heißt darüber in Kurzform (Akten NSDAP, GB, S. 246)
[20.6.37] - 25.1.39 - - - F. Meier, Adj. d. F, K. v. Treuenfeld, Ludendorff u. a. (...) Eingaben des und zugunsten des aller Ehrenämter in der Partei enthobenen Fritz Meier (Isselhorst); Grund der Enthebung: Weitergabe einer (im Zusammenhang mit der Parteiaufnahme von Tannenbergbündlern gemachten) parteiinternen vertraulichen Mitteilung über General Ludendorff (angebliche Kritik Ludendorffs an Hitlers Spanienpolitik) und Charakterisierung der Aussöhnung zwischen Hitler und Ludendorff als Canossagang Hitlers. Nachdrückliches und wiederholtes Eintreten Ludendorffs für Meier bei Hitler. Vom Stab StdF geforderte Rehabilitierung Meiers nach dem Tod Ludendorffs: Wiedereinsetzung als Politischer Leiter und als Gemeinderatsmitglied. - Im Rahmen des Schriftwechsels in dieser Angelegenheit Klage Ludendorffs über Angriffe des Vatikans, aber auch des Gauleiters Meyer gegen seine "Deutsche Gotterkenntnis".
Auf die Redewendung von der "Charakterisierung der Aussöhnung zwischen Hitler und Ludendorff als Canossagang Hitlers" stoßen wir in diesem Zusammenhang zum ersten mal. Es wird nicht ganz klar, von wem diese Charakterisierung stammt. Offensichtlich von dem Parteiangehörigen Meier selbst. Es wäre sicher von Wert, diesen Zusammenhängen noch genauer nachzugehen. [Ende Ergänzung]


1937 - Persönliche Gespräche mit Göring als Abgesandter Ludendorffs

Am 15. April 1937 hatten die Generale von Blomberg, von Fritsch und Raeder zusammen mit von Reichenau General Ludendorff die Glückwünsche zum 55. Gedenktag seines Eintritts in das Heer überbracht. Göring hatte sich durch Kaupisch vertreten lassen. Offenbar in Anknüpfung an diesen Besuch richtete Erich Ludendorff am 3. Mai 1937 an Göring ein Schreiben, in dem er auch von Treuenfeld erwähnte. - Es war das nicht das erste mal, daß Ludendorff einen Brief an Göring schrieb. Beide kannten sich auch persönlich, wie auf Fotos aus den frühen 1920er Jahren zu sehen ist. Im April 2010 ist bei Hermann-Historica versteigert worden (laut Auktionskatalog) ein
handgeschriebener Brief an Hermann Göring  mit der Bitte um Weitergabe eines streng vertraulichen Briefes an Kapp vom 16.04.20. Durch den sog. Kapp-Putsch am 13.03.20 übernahmen rechte Truppen unter Führung von Wolfgang Kapp, Walther von Lüttwitz und Erich Ludendorff die Regierungsgewalt in Berlin und brachten so Deutschland an den Rande eines Bürgerkrieges. Nach fünf Tagen brach der Putsch zusammen und Kapp floh nach Schweden. Ludendorff versuchte wohl über den sich ebenfalls in Schweden befindenden Göring die Verbindung aufrecht zu erhalten.
Hier der kurze Wortlaut des Briefes:
Berlin, 16.4.20
Sehr geehrter Herr Göring!
Darf ich Sie bitten, den anliegenden Brief an Herrn Kapp weiterzugeben.
Mit vorzüglicher Hochachtung und mit der Bitte, die Sache streng vertraulich zu behandeln
Ihr
sehr ergebener
Ludendorff.
Der "Fliegerhauptmann a.D." Hermann Göring war es unter anderem auch, der jene SA-Einheiten befehligte, deren Front Ludendorff aus Anlaß der Einweihung des Oberlanddenkmales in Schliersee am 30. September 1923, wennige Wochen vor dem Hitler-Ludendorff-Putsch in München, abging, und deren Vorbeimarsch er dann abhnahm (s. nächster Beitrag). Ludendorff schrieb also nun Anfang Mai 1937 an Göring (3, S. 57f):


Tutzing, den 3. 5. 1937
Sehr geehrter Herr Generaloberst!

Da ich nicht weiß, wann Sie bei Ihrem ungemein großen Wirkungsbereich Zeit finden, Ihre Absicht, nach Tutzing zu kommen, auszuführen, und ich vier Wochen mit meiner Frau auf unserer Berghütte bei Klais bei Mittenwald fahre, so möchte ich Ihnen doch auch das mitteilen, was ich am 15. 4. dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Generalfeldmarschall v. Blomberg, und den Oberbefehlshabern des Heeres und der Marine als Bitte aussprach, daß sich die Offiziere nicht befehlsmäßig von meinem Geistesgut fernhalten sollen. Es ist nun einmal so, daß auch die Offiziere mich zerteilen in den Feldherrn und Schriftsteller, und das ist mir tief schmerzlich. Ich bitte Sie, Herrn Major v. Treuenfeld – Berlin-Dahlem, Königin-Luisen-Str. 13 -, einen von mir aus dem Weltkriege bekannten vortrefflichen Generalstabsoffizier und mir sehr nahestehenden völkischen Kämpfer zu kurzem Vortrage zu empfangen. Er genießt mein volles Vertrauen und kann mit wenigen Worten die nötige Aufklärung geben, die es auch Ihnen, Herr Generaloberst, erleichtern wird, mein Ringen zu verstehen.

Nun möchte ich mich noch an den alten völkischen Kämpfer vom 9. 11. 1923 wenden und ihm Ausdruck geben, wie sehr es mich beunruhigt, die Artikel 230 und 231 noch im neuen Entwurf es Strafgesetzbuches zu wissen. Diese Beunruhigung ist nach der unerhörten Enzyklika des Papstes vom 14. 3. noch größer geworden. Der Gott, auf den heute die Soldaten vereidigt werden, ist nach römischen, d. h. päpstlichen Begriffen Gotteslästerung. Ich glaube nicht an einen Zufall, mich hat es tief betroffen, daß einer dieser Paragraphen dem ‚Wiedergutmachungsparagraphen’ des Versailler Schandpaktes durch die Ziffer 231 entspricht. Der Staat hat nicht Rom gegenüber ‚wieder gutzumachen’, aber diese Absicht verbindet Rom mit dem Paragraphen. Die unleidliche Herrschaft machtlüsterner Priesterkasten wird durch die Paragraphen verewigt. Sind sie angenommen, dann kann die Hetze gegen den totalen völkischen Staat erst recht beginnen.

Ich führe Vorstehendes auch in Verantwortung der Deutschen aus, die sich zur Deutschen Gotterkenntnis (Ludendorff) bekennen, der der Führer und Reichskanzler am 30. 3. volle Gleichberechtigung zugesprochen hat. Über diese Gotterkenntnis kann Herr v. Treuenfeld Ihnen Auskunft  geben. Gehen die Ketzerparagraphen durch, dann ist von Gleichberechtigung in Praxis nach dem Willen Roms nicht mehr die Rede. In dieser ernsten Sorge habe ich geschrieben.

Herzlich würde ich mich freuen, wenn Sie Ihre Absicht, mich doch einmal aufzusuchen, ausführen würden.

Bis dahin grüße ich den Kameraden des Weltkrieges und den alten völkischen Kämpfer vom 9. 11. 23.

Ihr sehr ergebener
Ludendorff

Auf dem Brief findet sich die handschriftliche Notiz Görings: „Sofort zum Diktat vorlegen. Gg. Entwurf Strafgesetzbuch mir vorlegen. Gg.“

Göring antwortete darauf mit folgendem Schreiben (3, S. 59 – 61):

Berlin, den 2. Juni 1937
Sehr geehrter Herr General!

Ich bitte um Verzeihung, wenn ich erst heute dazu komme, Ihren Brief vom 3. Mai zu beantworten. Ich war unterdessen zweimal im Ausland und auch sonst viel auf Reisen und Besichtigungen. Jedoch werde ich Ihrem Wunsch gern nachkommen und den Major von Treuenfeld in den nächsten Tagen empfangen.

Was nun Ihre Wünsche anbelangt, so möchte ich zunächst darauf hinweisen, daß ich innerhalb der Luftwaffe keinem Offizier befohlen habe, sich von dem Geistesgut Euerer Exzellenz fernzuhalten; im Gegenteil kann ich darauf hinweisen, daß einer meiner jungen Ordonnanzoffiziere stets Ihre Schriften gelesen hat und ein eifriger Anhänger Ihrer Geistesrichtung ist. Es ist mir niemals eingefallen, davon Abstand zu nehmen.

Was nun die Artikel 230/231 des Strafgesetzbuches anbetrifft, so glaube ich, Euere Exzellenz vollkommen beruhigen zu können. Dies sind zunächst nur Vorschläge des Justizministers und werden erst noch im Kabinett durchgearbeitet. Vertraulich kann ich Ihnen mitteilen, daß die bisherigen Paragraphen fast völlig im Kabinett umgekrempelt wurden, was ja auch selbstverständlich ist, wenn man bedenkt, daß erst im Kabinett die nationalsozialistische Auffassung von dem Gesetzeswerk zur Geltung und zum Durchbruch kommt. Ich selbst jedenfalls passe bei jedem Paragraphen höllisch auf, daß er keine Fassung bekommt, die unserer Auffassung nicht vollkommen entspricht. Gegen die Fassung des § 230 vermag ich allerdings nichts einzuwenden. Denn ich glaube mich mit Ihnen einig, daß, wer Gott lästert oder das religiöse Empfinden des Volkes böswillig verletzt, bestraft werden muß. Das bedeutet nun keineswegs, daß das religiöse Empfinden des deutschen Volkes verletzt ist, wenn bestehende Konfessionen oder deren Lehre aufs schärfste angegriffen und abgetan werden, sondern das religiöse Empfinden soll sich ausschließlich beziehen auf das Gottesbewusstsein und überhaupt für das Vorhandensein einer religiösen Einstellung, gänzlich frei von Konfessionen und Kirchen. Wenn man jedoch Gottesempfinden und Gottesglauben zerstört, so würde dies nach meiner festen Überzeugung zu einer völligen Zerstörung aller moralischen Grundlagen des Volkes führen.

Sehr viel bedenklicher ist der § 231, der auch meiner Überzeugung nach in dieser Fassung nicht bestehen bleiben kann. Im Gegenteil, ich glaube, daß dieser Paragraph vollständig zu verschwinden hat. Denn in einer weiteren Auffassung könnte sogar nach diesen Paragraphen nicht einmal die verwerfliche Geistesgrundlage  des Judentums angegriffen werden.

Ich hoffe, damit die Bedenken Euerer Exzellenz einigermaßen ausgeräumt zu haben. Im übrigen wird es nach wie vor mein Bestreben sein, baldigst mit Euerer Exzellenz persönlich zusammenzutreffen.
Mit aufrichtigen Wünschen und Heil Hitler bin ich

Euerer Exzellenz sehr ergebener
Göring

Abb. 4: Karl und Eleonore von Treuenfeld
Ob Göring von Treuenfeld dann tatsächlich empfangen hat und ob sich weitere Folgen aus diesem Briefwechsel ergeben haben, muß einstweilen offen bleiben.

April 1939 - Geheimes Wiederbewaffnungsprogramm, Eintritt in die SS


Es ist zu erfahren (Dieter Stegner, Panzers East and West, S. 19):
Treuenfeld war ein Offiziersveteran des Ersten Weltkrieges mit außergewöhnlicher Erfahrung, die ein enges Verhältnis zu General Erich Ludendorff beinhaltete und eine Tätigkeit als Vertrauter des Heeres während des geheimen Wiederbewaffnungsprogramms im April 1939. Treuenfeld trat am 1. Mai 1939 in die SS als SS-Obergruppenführer ein. Für die kurze Zeit von zwanzig Tagen hatte er den Posten eines Stabschefs der Totenkopf-Formationen inne, die zu jenem Zeitpunkt noch nicht zur Waffen-SS gehörten. Vom 1. Juli 1939 bis 31. Mai 1940 war Treuenfeld zum Inspektor der SS-Offiziersanwärter-Schulen berufen. Er wurde abgeordnet zum Stab der 2. SS-Panzerdivision, wo er im Juni während des Westfeldzuges die Schwerter zum Eisernen Kreuz Zweiter Klasse erhielt. Am 9. November 1940 wurde Treuenfeld zum SS-Obergruppenführer befördert und wurde Abteilungschef der Offziersausbildung an der SS-Führerschule in Berlin. 
1940 erschien der erste Band der Lebenserinnerungen Erich Ludendorffs für die Jahre von 1919 bis 1925. Darin heißt es über Treuenfeld (S. 51):
"Er ist einer der wenigen aus jenen Tagen, die in unwandelbarer Anhänglichkeit mir zur Seite standen."
1941 - Treuenfeld wird SS-General

1940 beantragte Treuenfeld die Aufnahme in die NSDAP. Diese wurde aber hinausgezögert, er wurde bis 1945 nicht mehr aufgenommen (H. Liebrandt, 2017, GB, S. 185). Und auch Heinrich Himmler scheint nicht auf eine beschleunigte Aufnahme gedrängt zu haben, obwohl er dies bei zwei anderen, gleichrangigen SS-Generalen Bormann gegenüber getan hat. Man darf hierin wohl eine Nachwirkung des Zusammenwirkens von Treuenfeld mit Erich Ludendorff vermuten.

Treuenfeld wurde aber dennoch nichts geringeres als SS-General, Befehlshaber der Waffen-SS in "Böhmen und Mähren", in der Ukraine und in Italien. In der Ausgabe des Dienstkalenders Heinrich Himmlers ist für den 30. Juni 1941, also für den Tag zehn Tage nach Beginn des Krieges mit der Sowjetunion, ergänzt die Angabe (S. 181):
Vormittags Besprechung Himmlers in seinem Sonderzug mit Knoblauch, Hermann, Fegelein, v. Treuenfeld und Peiper.

1942 - General der Polizei und Waffen-SS in Böhmen und Mähren


Ende 1941 wurde Treuenfeld Generalmajor der Polizei und Befehlshaber der Waffen-SS im Protektorat Böhmen und Mähren unter dem stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich.

Abb. 5: Reinhard Heydrich, Rudolf Toussaint, Karl von Treuenfeld (eingekreist), Karl Hermann Frank am 20. April 1942

Nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich am 27. Mai 1942 wurde durch Verrat bekannt, daß sich die Attentäter Gabčík und Kubiš mit fünf weiteren Beteiligten in der Krypta der Kirche St. Cyrill und Method in Prag verborgen hielten. Treuenfeld ließ die Kirche am 18. Juni 1942 stürmen. Die Gesuchten kamen nach stundenlangem Abwehrkampf durch Suizid ihrer Ergreifung zuvor.

Als ein Grund für den vom britischen Geheimdienst organisierten Mord an Reinhard Heydrich kann vermutet werden der Umstand, daß Heydrich angefangen hatte, den landesverräterischen Umtrieben von Wilhelm Canaris nachzugehen, der für den britischen Geheimdienst arbeitete. In welchem Umfang Karl von Treuenfeld mit solchen Hintergründen - zumindest gedanklich - befaßt war, muß hier dahin stehen. Sein langjähriges Zusammenwirken mit Erich Ludendorff hätte ihn eigentlich für das Treiben von Hintergrundmächten sensibilisieren können, so wie der langjährige Mitarbeiter Hermann Rehwald noch 1938 und 1939 in Aufklärungsschriften nachdrücklich vor Kriegshetzern im Umfeld der NS-Bewegung wie Karl Haushofer und anderen warnte. Sehr auffällig ist jedenfalls der Hinweis auf Wikipedia (Wiki), daß "Differenzen zwischen Treuenfeld und der Gestapo" wohl Ende August "1942 zu seiner Ablösung und Versetzung" führten.
   

September 1942 - Als Brigadekommandeur im Kampf gegen Partisanen in Weißrußland


Der Name von Treuenfeld ist im Jahr 1942 auch noch zwei mal in diesem Dienstkalender angeführt. Treuenfeld war dann an der Operation "Sumpffieber" (Wiki) beteiligt, einer Operation zur Partisanenbekämpfung. Sie fand vom 21. August 1942 bis 21. September 1942 in verschiedenen Gebieten im Generalkommissariat Weißruthenien (Weißrußland) statt. In einer Befragung berichtete der Leiter derselben (Verhört, deGruyter 2015, S. 240):
Laut dem Befehl Himmlers wurden von mir für die Bekämpfung der Partisanen in Weißrußland folgende Kräfte verwendet: 1) Erste Infanteriebrigade der SS, die aus Borisow unter dem Kommando des Generalleutnants der Waffen-SS von Treuenfeld nach Minsk kam. 2) 26. Polizeiregiment aus Mogilew und andere kleinere Einheiten der deutschen Polizei, 1. und 2. lettisches Polizeigruppen, unter der allgemeinen Führung des Oberst Schimana. 3) Vereinigte Abteilung des SD und der Gestapo unter dem Kommando des Oberstleutnants der Polizei, Dr. Strauch. 4) Zwei motorisierte Gendamerieeinheiten, insgesamt 37 Mann. (...) Die 1. Infanteriebrigade SS unter der Führung von Treuenfelds operierte in dem Abschnitt Blechenizi-Boriso und in der Gegend des Flusses Tsna.  
Abb. 6: Treuenfeld
Wir erfahren weiter (Martin Küppers, 2004, S. 254):
Noch am 6. September 1942 hatte Treuenfeld bezüglich des Gegners festgehalten: "Die Masse der Banditen rekrutierte sich aus lichtscheuem Gesindel sowie aus Juden und entflohenen Kriegsgefangenen. Abgesehen von einigen Kommissaren und sowjetischen Offizieren scheint es sich nicht um Menschen zu handeln, die aus politischer Überzeugung kämpfen, sondern vielmehr um Landstreicher und Gewohnheitsverbrecher, die schon vor Kriegsbeginn von Raub und ..."

In den "Akten der NSDAP" gibt es für den 10. April 1943 folgenden Vorgang (Akten, S. 827):
Überprüfung einer Liste von neun SS-Gruppen- und -Brigadeführern ohne Parteimitgliedschaft bzw. ohne Partei-Mitgliedsnummern durch die Parteikanzlei: Sechs davon Parteimitglieder, die übrigen drei (SS-Gruf. Demelhuber und Phelps sowie SS-Brif. v. Treuenfeld) noch ohne Mitgliedsnummern. Absicht Himmlers, wegen der Aufnahme D.s und Ph' in die NSDAP an Bormann heranzutreten.
Warum er diesbezüglich betreffens Treuenfeld nicht herantreten wollte an Bormann, muß an dieser Stelle offen bleiben. Er ist offenbar auch in Schwierigkeiten mit der Gestapo gekommen.

1943 - "Höchste Taten"

Im Jahr 1943 fiel der einzige Sohn von Karl von Treuenfeld, Karl-Hartwig als 20-Jähriger bei Charkow (Geni).

Von Februar bis November 1943 war Treuenfeld Befehlshaber der Waffen-SS Rußland-Süd und Ukraine. Am 25. November 1943 forderte Treuenfeld in einer Ansprache von dem weltanschaulichen Unterricht "fanatischen Haß" als Antwort auf die Bombardierung deutscher Städte. Das diesbezügliche Zitat findet sich in mehreren Büchern (12, S. 192):
"Durch die Vorträge über unsere Gegner soll jeder Mann zu einem fanatischen Hasser erzogen werden. (...) Es ist ganz gleich, an welcher Front unsere Division zum Einsatz kommen wird: der unbändige Haß gegen jeden Gegner, sei er Engländer, Amerikaner, Jude oder Bolschewist, muß jeden unserer Männer zu höchsten Taten befähigen."
von Treuenfeld kehrte hier also die Zielrichtung des fanatischen Hasses, der sich in Form der anglo-amerikanischen Bombardierungen und der Erwartung und Förderung der "Sowjetisierung Ostdeutschlands" durch die russische Armee unterschiedslos gegen die deutsche Zivilbevölkerung, auch gegen Frauen, Kinder und alte Menschen richtete, also etwa den Deutschenhaß des britischen Foreign Office eines Lord Vansittart und fast aller seiner Kollegen (13), in das Gegenteil und forderte, daß auch die Handlungen der deutschen Soldaten von einem ähnlichen fanatischen Haß beseelt sein müßten.

Daß die "höchsten Taten", zu denen dieser Haß befähigen sollte - so wie die genannten Taten der gegnerischen Politiker und Streitkräfte - Kriegsverbrechen beinhalten sollten, ist in diesen Worten allerdings nicht zu entnehmen.

Von November 1943 bis April 1944 agierte er, zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant befördert, als Kommandeur der 10. SS-Panzer-Division "Frundsberg".

April 1944 - Kommandeur der Waffen-SS-Division "Frundsberg" bei Tarnopol


Das war jene Division, der auch der Schriftsteller Günther Grass zeitweise angehört hat, er stieß aber zu dieser Division erst nach dem Ende der im folgenden zu schildernden Kämpfe und nachdem die Division in den Westen verlegt worden war (FAZ 2006). Der General der Waffen-SS Felix Steiner schrieb 1963 in seinen Erinnerungen (Archive.org):
Die 2. SS-Panzerdivision "Das Reich", die 3. und  schließlich noch die 1. SS-Panzerdivision "Leibstandarte" kämpften ganz oder mit Resten zwischen Dnjepr und Bug einen verzweifelten Kampf im Rahmen der 4. und 1. Panzerarmee. Außer der 3. SS-Panzerdivision "Totenkopf", die auch weiterhin  bei der 4. Panzerarmee verblieb, wurden sie mit den Restverbänden der 1. Panzer-Armee im Kessel von Kamenez-Podolsk eingeschlossen. Das von Frankreich herangeholte neu aufgestellte II. SS-Panzerkorps mit der 9. SS-Panzerdivision "Hohenstaufen" unter Generalleutnant Bittrich und der 10. Division "Frundsberg" unter dem Generalleutnant v. Treuenfeld  brachen den Kessel wieder auf, befreiten bei Tarnopol die Reste der dortigen Besatzung und reichten sich bei Buczasz mit den Kameraden der 1. Panzerarmee des Generalobersten Hube aus dem Kessel von Kamenez-Podolsk die Hand. Kaum hatten diese Divisionen die Kampfe hinter sich, mehrere Feindeinbrüche bei der Heeresgruppe Model bereinigt und deren Front an mehreren Stellen im Angriff einigermaßen begradet, als sie dort von der Invasion im Westen überrascht wurden, für deren Abwehr sie ursprünglich bestimmt und vor  ihrem überraschenden Abtransport nach dem Osten in allen Küstenabschnitten der Invasionsfront durch intensive Ausbildung  nahezu zu Hause gewesen waren. Denn der Befehlshaber der Panzergmppe West, General Geyr v. Schweppenburg hatte keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um gerade diese Truppe besonders gründlich auf die Abwehr der Invasion durch Angriff auf die gelandeten Feindkräfte vorzubereiten. Als die Engländer und Amerikaner am 6. Juni aber tatsächlich landeten, fehlten diese beiden noch vor wenigen Monaten vollkampfkräftigen SS-Panzerdivisionen an der Westfront. Im  Eiltempo wurden sie nunmehr, jedoch erst vom 12. Juni ab, in vier Tagen durch ganz Deutschland nach Frankreich gefahren.
Bevor es zur Rückverlegung in den Westen kam, war Treuenfeld aber schon wieder eine andere Verwendung zugewiesen worden. Er war im April 1944 eingesetzt bei der hier erwähnten Verteidigung von Tarnopol. Treuenfeld hatte Auseinandersetzungen innerhalb der Divsionsführung mit Unterführern, wobei nicht leicht zu klären sein wird, wie diesbezüglich die Verantwortlichkeiten verteilt waren. Die Division wurde jedenfalls im Zusammenhang mit diesen Auseinandersetzungen aufgerieben, es bleibe also zunächst dahingestellt, ob so geradewegs von einer "Inkompetenz" Treuenburgs die  Rede sein kann wie in den folgenden Ausführungen (Jens Westemeier, Himmlers Krieger, Schöningh 2014, 2019, S. 737):
Die Division Frundsberg war beim ersten Einsatz unter Führung ihres völlig inkompetenten Kommandeurs, Gruppenführer Karl von Treuenfeld, aufgerieben worden. (...) Erster Ia war (...) Hans Lingner (1915-1970). "Lingner ist neben seiner überragenden Tüchtigkeit ein untadeliger Charakter", schrieb Hausser an Himmler und machte sich für seinen ehemaligen Junker stark, als Divisionskommandeur Treuenfeld (...) die Schuld für das Versagen der Division allein Lingner in die Schuhe schieben wollte.
Ein anderer Autor schreibt über Treuenfeld (Michaelis, 2004, S. 160):
Strategisch versagte er. Nach dem ersten Einsatz wurde Treuenfeld bereits abgelöst. Am 22. April 1944 erreichte die 10. SS-Panzer-Division "Frundsberg" ein Funkspruch des Kommandierenden Generals des II. SS-Panzer-Korps, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Hausser: "Der Reichsführer-SS hat den Kommandeur der 10. SS-Panzer-Division "Frundsberg", SS-Gruppenführer von Treuenfeld unter ausdrücklicher Anerkennung seiner ....
Es ist auch davon die Rede, daß Treuenfeld am 22. April 1944 eine schwere Verwundung erhalten habe.

Mai 1944 - Befehlshaber der Waffen-SS in Italien


Weiter ist zu erfahren (Lutz Klinkhammer, Zw. Bündnis u. Besatzung, 1993, S. 364):
Am 7. Mai 1944 ernannte Himmler den SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS von Treuenfeld zum "Befehlshaber der Waffen-SS beim Höchsten SS- und Polizeiführer Italien". Gleichzeitig ordnete Himmler nach Absprache mit Wolff an, "daß die von Ihnen in Italien aufgestellten Verbände, soweit es sich nicht um Polizeiformationen handelt, Waffenverbände der SS sind mit allen Pflichten und Rechten".
Abb. 7: Karl von Treuenfeld (Wiki)

März 1946 - Tod in amerikanischer Kriegsgefangenschaft


In Stadtallendorf (vormals Allendorf) bei Wetzlar gab es große Sprengstoffwerke (Wiki). Die Gebäude, in denen die Angestellten dieser Werke bis 1945 untergebracht waren, wurden 1945 von den Amerikanern (Chern Chen, 2015, pdf, S. 189)
in ein Kriegsgefangenenlager umgewandelt, in dem mehrere hundert deutsche Generäle und Generalstabsoffiziere interniert wurden. Ab April 1946 wurde das Lager ein Sammellager für Kriegsgeschichtsschreibung, in dem deutsche Offiziere für die Historical Division der amerikanischen Streitkräfte Berichte über ihre Dienstzeit und Kampferfahrungen im Zweiten Weltkrieg verfaßten, bis das Lager im Juli 1947 aufgelöst wurde.
Hier war auch Karl von Treuenfeld interniert (Chern Chen, 2015, pdf, S. 204):
Ende 1946 betrug die Lagerstärke 220 Generäle und Generalstabsoffiziere. (...) Während  der Gefangenschaft starben im Steinlager zwei Generäle, beide im Jahr 1946. Sie wurden auf dem Allendorfer Friedhof in schlichten Soldatengräbern beigesetzt. Am 7. März 1946 hatte sich der SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Karl Fischer von Treuenfeld (1885-1946), der ehemalige Kommandeur der 10. SS-Panzer-Division "Frundsberg" (...) erhängt.
So wird es berichtet nach dem Tagebuch des dort zu gleicher Zeit internierten Generalfeldmarschalls Wilhelm Ritter von Leeb (1876-1956)(Wiki) aus den Jahren 1945 bis 1947, das dem Verfasser des eben gebrachten Zitates in Teilkopie als unveröffentlichtes Manuskript zur Verfügung stand. Dort heißt es im Wortlaut (den uns freundlicherweise Herr Chern Chen über Email im Dezember 2019 mitteilt) (S. 97): 
Donnerstag, 7. März (1946)
Heute Nacht hat sich Generalleutnant Treuenfeld der S.S. erhängt, weil ihm gestern gesagt wurde, daß er an die Russen ausgeliefert wird. (...) Bitte eingereicht, Vernehmungen möchten nicht mehr in der kränkenden Form wie gestern stattfinden.
(...)
Samstag, 9. März
(...) 13.30 wurde die Leiche Treuenfeld auf einem Bauernwagen fortgebracht ohne Kranz. Vier Generale trugen den Sarg aus der Revierbaracke auf den Wagen. General Abraham sprach einige Worte. Den Wagen begleiteten sechs näher bekannte Herren, Hollidt, Raus und ich bis zum Stacheldrahttor. Das ganze Lager stand Spalier beiderseits des Weges. [...] Eindruck: Verbringen eines Verbrechers zur Grube.
Die Textkürzung, die durch die eckige Klammer am Ende des Zitates markiert ist, ist schon auf dem Foto der Maschinen-Abschrift des Tagebuches enthalten. (Nach freundlicher Auskunft von Herrn C. Chen sind weitere Teile des Tagebuches über das "Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Stadtallendorf" ( http://www.diz-stadtallendorf.de/ ) erhältlich, bzw. einsehbar.)


Abb. 8: Die Amöneburg lag in Sichtweite des Generallagers in Stadtallendorf in Mittelhessen

Nachkommen


Karl von Treuenfeld und seine Ehefrau Lenore Newman (geb. 1901), hatten zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Von dem Sohn Karl-Hartwig von Treuenfeld ist zunächst weiter nichts als der Name bekannt. Seine Tochter Hannelore von Treuenfeld (1921-2007) hat 1944 Karl-Wilhelm Arnold Ernst Graf Finck von Finckenstein (1923-2010) geheiratet (4). Aus der Ehe gingen vier Töchter hervor, geboren in den Jahren 1945, 1946, 1950 und 1952 (Geneanet). Treuenfelds Tochter Hannelore starb 2007 in Bad Wiessee. 

Die Witwe von Karl von Treuenfeld, Leonore, geborene Newman, hat 1957 in zweiter Ehe den Kaufmann Hans-Karl von Borries (1898-1988)(Familie) geheiratet. Lenore ist inzwischen verstorben. Allerdings könnte eine Tochter ihres zweiten Ehemannes noch leben (4). In dem Nachlaß von Karl von Treuenfeld könnten, so er erhalten ist, noch allerhand zeitgeschichtlich bedeutsame Dokumente enthalten sein.

Abschließende Bewertung


Karl von Treuenfeld hätte während des Zweiten Weltkrieges vermutlich als ganz normaler höherer Offizier in der Wehrmacht Dienst tun können. Erklärungsbedürftig ist vor allem, warum er im Jahr 1938 zur Waffen-SS gegangen ist. Dazu seien noch einmal die Worte von Franz von Bebenburg rekapituliert über die Situation von Treuenfelds im Jahr 1938 (16, S. 312):
Daß v. Fischer-Treuenfeld sich ein Jahr später noch befriedigt zeigte, an der Vermittlung der Aussprache (mit Hitler) mitgewirkt zu haben, erklärt sich unter anderem auch aus seiner persönlichen Lage. Er hatte sich als Offizier reaktivieren lassen, aber seine Verehrung Ludendorffs stand zwischen ihm und seinen Vorgesetzten und Kameraden; das führte (zum Teil schon wegen der christlichen Einstellung der Offiziere) zu Spannungen. Treuenfeld durfte deshalb hoffen, daß sich die Aussprache Hitler-Ludendorff auf seine berufliche Sphäre günstig auswirken werde, wenn Ludendorff nun nicht mehr als Staatsfeind bezeichnet werden konnte.
Ist er also wegen der "christlichen Einstellung" der Wehrmacht-Offiziere zur Waffen-SS gegangen? Das mag einem noch am ehesten plausibel erscheinen. Daß im Jahr 1939 eine "Verehrung Ludendorffs" "zwischen ihm und seinen Vorgesetzten und Kameraden" bei der Wehrmacht stehen konnte, möchte man in der Allgemeinheit nicht annehmen. Immerhin scheint er ja gute Beziehungen zu Blomberg gehabt zu haben. Und er wußte ja auch um die guten Verbindungen zwischen Ludendorff und der Wehrmacht-Führung bis zur Blomberg-Fritsch-Krise. Steht also die Entscheidung, zur Waffen-SS zu gehen, in Verbindung mit der Blomberg-Fritsch-Krise?

Es scheinen hier noch viele Fragen offen zu sein. Offen bleibt vor allem auch, warum von Treuenfeld 1942 Probleme mit der Gestapo im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren bekommen hat. Es deutet sich außerdem an, daß Himmler noch 1943 damit zögerte, eine Parteimitgliedschaft von Treuenfeld zu forcieren, obwohl er das bei anderen SS-Generalen tat. Auch hier ist eine gewisse Reserviertheit hindurchzuspüren.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind noch zu vielen Fragen zu dem Lebensgang von von Treufenfeld nach 1937 offen, um zu einer Gesamtbewertung seiner Lebensentscheidungen kommen zu können. Mit welchen Gedanken er wohl bei dem von ihm verehrten Erich Ludendorff verweilte in den Tagen vor seinem Tod?


/ Überarbeitet
und ergänzt:
28./29.11.;
11., 17.12.2019 /

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von Treuenfeld wird - laut z.B. Google Bücher ab - in vielen Veröffentlichungen erwähnt (1-12):

  1. The Spectator, Band 148, 1932. Rezension von "Ludendorff - The Tragedy of a Specialist" by Karl Tschuppik. Translated by WH Johnston. (Google Bücher)
  2. Goebbels, Joseph: Die Tagebücher. Teil 1. Aufzeichnungen 1923 - 1941. März - November 1937. Bearb. von Elke Fröhlich, Band 4 (Google Bücher)   
  3. Emessen, T. R. (Bearb.): Aus Görings Schreibtisch. Ein Dokumentenfund. Dietz Verlag, Berlin 1990
  4. Starke, C. A.: Genealogisches Handbuch des Adels, Band 146. Verlag Ostsee, 2009 (Google Bücher)
  5. Himmler, Heinrich: Sammlung. Zusammengestellt von Helmut Heiber. Deutsche Verlags-Anstalt, 1968 (318 S.) (Google Bücher)
  6. Witte, Peter (Hg.): Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42. Band 3 von Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte: Quellen. Verlag Christians, 1999 (789 S.) (Google Bücher)
  7. Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs, Josef Henke: Bestand NS 19, Band 57, Teil 1. Persönlicher Stab Reichsführer-SS. 1997 (1083 S.) (Google Bücher)
  8. Preradovich, Nikolaus: Die Generale der Waffen-SS. Vowinckel-Verlag, 1985 (285 S.) (Google Bücher)
  9. Theisinger, Hugo: Die Sudetendeutschen. Verlag Obermayer, 1987 (608 S.) (Google Bücher)
  10. Michaelis, Rolf: Die 10. SS-Panzer-Division "Frundsberg". Michaelis-Verlag, 2004 (166 S.) (Google Bücher)
  11. Cüppers, Martin: Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939-1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004 (464 S.) (Google Bücher)
  12. Wegner, Bernd: Hitlers politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933-1945, S. 192
  13. Bading, Ingo: Wie kam Stalin in die Mitte Europas? Kriegsziele der westlichen Demokratien seit 1941. Magisterarbeit, Main 1993 (Academia.edu, Lulu)
  14. Ludendorff, Erich: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volkschöpfung. Meine Lebenserinnerungen von 1919 bis 1925. Ludendorffs Verlag, München 1941
  15. Krogmann, Carl Vincent: Es ging um Deutschlands Zukunft. Erlebtes täglich diktiert von dem früheren Regierenden Bürgermeister von Hamburg. Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See 1976, 1977, 1982 (372 S.) (Google Bücher)
  16. von Bebenburg, Franz: Über Märchenerzähler und andere. Zum 30.3.1937. In: Mensch & Maß, Folge 7, 9.4.1977, S. 297 - 314 [zu den Erinnerungen von C. V. Krogmann] 
  17. Sellheim, Isabel: Die Vorfahren meiner Eltern Felix von Treuenfeld und Eva Joeden. Eine Familiengeschichte. R.G. Fischer Frankfurt am Main 1978 
  18. Hannes Liebrandt, "Das Recht, mich zu richten, das spreche ich ihnen ab!" Der Selbstmord der nationalsozialistischen Elite 1944/45, Ferdinand Schöningh, 2017 (GB)
  19. Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP. Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bestandes. Regesten. Band 1. Bearb. v. Helmut Heiber. R. Oldenbourg Verlag München 1983 (GB
  20. Bading, Ingo: Hitlers Mordpläne gegen Ludendorff im Sommer 1937, Januar 2013, https://studiengruppe.blogspot.com/2013/01/hitlers-mordplane-gegen-ludendorff-im.html
  21. Chern Chen: Das Steinlager Allendorf - Zur Geschichte der Kriegsgefangenenlager deutscher Generäle nach dem Zweiten Weltkrieg. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (ZHG) Band 120 (2015), S. 189-206, pdf (Homepage des Autors: https://www.ea.sinica.edu.tw/people/Chern-Chen.aspx) 
  22. Erich Ludendorff: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen von 1919 bis 1925. Ludendorffs Verlag, München 1941, S. 51 
  23. Helmut G. Hasis: Tod in Prag. Das Attentat auf Reinhard Heydrich. Reinbek bei Hamburg 2002, S. 202, Fn zu S. 147, dort Personalangaben nach der SS-Personalakte Treunfelds im Bundesarchiv Berlin
  24. Ludendorff, Erich: Meine Kriegserinnerungen. Mittler & Sohn, Berlin 1919 (GB)
  25. Busold, Stefanie: Henry P. Newman - Hamburger Großkaufmann und Mäzen. Verlag der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 2012 (pdf)
  26. Sellheim, geb. von Treuenfeld. Stolp in Pommern, 11.2.2022, https://youtu.be/OZSjeLk8Xts

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